„Es gibt wenig Dinge, die so unausrottbar sind wie ein Aberglaube, der einmal der menschlichen Leichtgläubigkeit fest eingepflanzt worden ist. Ein Geschlecht überträgt ihn auf das andere, und durch zahllose Generationen wird er fortgeerbt. Er passt sich nacheinander allen religiösen Glaubensformen an; die Verfolgung mag seine äussere Betätigung unterdrücken, im geheimen wird er doch weiter gepflegt, vielleicht um so hartnäckiger, je mehr er mit dem Gesetz in Widerspruch steht. Religion mag auf Religion folgen, jede neue vermehrt nur die Mittel und Wege, auf denen der Mensch dadurch, dass er den Schleier der Zukunft lüftet, seine Ohnmacht zu ergänzen, die Herrschaft über übernatürliche Kräfte zu erlangen und seine Schwachheit zu schützen sucht. Die geheiligten Riten eines entthronten Glaubens werden zur verbotenen Magie des neuen, der auf ihn folgt; die Götter des erstern werden böse Geister des letztern, wie die Devas oder Gottheiten des Veda die Daevas oder Dämonen des Avesta wurden, wie die Verehrung des Stieres bei den ersten Hebräern zur Götzendienerei unter den Propheten wurde und die Götter Griechenlands und Roms sich in die bösen Teufel der christlichen Kirchenväter verwandelten.“ |
Jesus Christus - wer war er wirklich?
Die Weltreligionen, insbesondere das Christentum,
haben in der Vergangenheit mehr Unheil als Heil über die Menschen
gebracht. Man denke dabei nur an die Kreuzzüge, während denen
„fromme“ Ritter und Krieger, taußende Unschuldige, darunter Frauen
und Kinder dahingemetzelt haben um sich anschliesend an deren Reichtum
zu vergehen. Nicht zu vergessen die Inquisition, die Jahrhunderte lang
das Wissen zurückgehalten hat, um die Macht der Kirche aufrechtzuerhalten,
indem sie Ketzer, Wissenschaftler (Giordano Bruno), Kirchenreformer (Jan
Hus), Hexen usw. verbrannt hat. Der Messias wäre im Mittelalter hundertprozentig
auf dem Scheiterhaufen gelandet, da er ebenfalls schon vor 2000 Jahren
von den Herrschenden gekreuzigt worden ist.
Asatru
Im Jahr 1972 wurde in Island die Ásatráarfélagið nach langem Kampf des Gründers Sveinbjorn Beinteinsson offiziell als Religionsgemeinschaft anerkannt. Die Asatru-Priester dürfen also rechtmäßige Ehen schliesen und haben auch sonst die selben Rechte wie die christliche Staatskirche. Auch andere Asatru-Gruppen wurden in der Vergangenheit in verschiedenen Ländern als Kirchengemeinschaft zugelassen.
Asatru ist die Religion
unserer Vorfahren, die am längsten im skandinavischen Raum ausgeübt
wurde, bis auch dort christliche Missionare eindrangen und die Bevölkerung
bekehrten. Das Christentum hat sich aber nur so sehr ausgebreitet, weil
sich die Adligen, die als erste zum Christentum übertraten, damit
ihnen die Untertanen folgten, wirtschaftliche und machtpolitische Vorteile
daraus erhofften. Wohl auch deswegen wurde im Jahr 1000 n. Chr. beim Allthing
auf Island offiziell das Christentum als Staatsreligion eingeführt.
Die Jahrtausendwende kann also als formales Ende des „Heidentums“
bezeichnet werden. Doch heute bekennen sich immer
mehr Menschen zu Asatru, der Glaube an die alten Götter der Germanen,
an Odin, den Donnergott Thor, den Gott der Fruchtbarkeit und des Friedens
Frey, und all die anderen Götter und Göttinnen. Viele werden
das als Rückschritt in ein düsteres Zeitalter bezeichnen, doch
die Tatsache, das wir immer noch diese Religion hätten, wären
unsere Vorfahren nicht mit Gewalt bekehrt worden, spricht für sich.
Der Nachteil ist nur, daß diese Religion über 1000 Jahre lang
nicht ausgeübt wurde, sich nicht fortentwickeln konnte und ein Großteil
des Wissens ist für immer verloren gegangen. Für eine Naturreligion,
wie es auch das moderne Asatru darstellt, ist jedoch eine kontinuierliche
Weiterentwicklung charakteristisch. So könnte man sagen: Die Götter
haben die Menschen erschaffen und die Menschen die Götter. Als Atheist
drehe ich das natürlich gerne um. Dieser Prozeß hat irgendwann
in grauer Vorzeit begonnen und leider im Mittelalter zwangsweise aufgehört
- mehr oder weniger jedenfalls. Die ersten denkenden Menschen haben ziemlich
wahrscheinlich die Riesen als Verkörperung der rohen Naturgewalten
zu besänftigen versucht, indem sie ihnen Opfer darbrachten. Später
haben sich mit dem wachsenden Bewußtsein der Vorfahren immer komplexere
Gottheiten entwickelt. Die Götter waren dabei nie allmächtig
oder gar allwissend und nicht einmal unsterblich. Vielmehr waren sie ein
Versuch, die Welt und damit die Natur und alle Vorgänge in ihr besser
zu verstehen - ein Bemühen, dem Großen Geheimnis immer näher
zu kommen. Dabei muß man die Götter als Gesamtheit begreifen
- sozusagen der Große Geist, wie ihn auch andere Naturvölker
kennen. Für moderne Asatruar sind die Götter archetypische Kräfte
im Geist des Menschen, die es gilt zu begreifen, um daraus Kraft und neue
Ideen zu schöpfen.
„Es ist eine besondere Aufgabe unserer Religion, die Verbindung des Menschen zur Natur wiederherzustellen, zu allen Kräften, die in der Natur sind, um sie verstehen zu können. Es fließt ein Bach, es wächst ein Baum, der Mensch ist nur ein Teil dieses Prozesses. Er muß sich bewußt als einen Teil des Ablaufs der Naturkräfte empfinden. Die älteren Leute, die ich als Kind kannte, das waren zwar Christen, aber sie übertrieben es nicht gerade mit dem Christentum. Auf ganz normale Weise mischten sie Christentum mit ihrem Naturglauben. Sie hatten noch das Gespür für Alfen und Wesen, die um sie waren. Es war eine so viel bessere Beziehung zwischen den Menschen und der Natur und den Menschen untereinander.“ |
„Allzulange mußte der Mensch des Westens das Kreuz der Früchte fremden Geistes tragen. Diese haben ihre Chance gehabt und immer wieder in ihrem ohnmächtigen Bemühen versagt, wenn es darum ging, die Tiefen der indoeuropäischen Seele zufriedenzustellen. Ihr Zeitalter neigt sich dem Ende zu, die Zeit ist reif für eine Wiederauferstehung der Weisheit der Eriloz!“ |
Bei Asatru handelt es sich nicht um irgendeinen neuen Esoterik-Zeugs, sondern um die Rekonstruktion der alten Religion unserer Vorfahren, um das noch einmal klarzustellen.
Asatru hat auch nichts zu tun mit Rassismus, Fremdenhaß usw. Dazu ein Komentar des amerikanischen Raven Kindred:
„So, if you came here looking for racist crap,
please take your jack-boots, funny armbands, and white hoods and Go to
Hel.“
„Also, wenn ihr herkommt, um nach rassistischem Müll zu suchen, bitte nehmt eure Reitstiefel, komischen Ärmelstreifen und weisen Kapuzen und Fahrt zur Hölle.“ |
Folgende Textstellen habe ich dem Buch "ODIN - Psychologischer Streifzug durch die germanische Mythologie" vom Psychoanalytiker Horst Obleser entnommen. Er spiegelt dabei auch meine Ansicht über die alten Götter als Vorgänge in der Psyche und nicht als lebendige Wesen wieder. Diese Ansicht werde ich wohl mit einigen modernen Asatruar teilen, die C. G. Jung studiert haben. (=> Auch als Atheist kann man an Götter glauben, solange sie "nur" als Archetypen im menschlichen Geist existieren!)
„Die ungeheure Grausamkeit, mit der den Heiden
die Götter genommen und das Christentum aufgezwungen wurde, muß
in der Tiefe der germanischen Seele eine schmerzhafte Wunde hinterlassen
haben.“ (S. 281)
„Odin war Kriegsgott einer bestimmten Gesellschaft.
Heute kann dieselbe Kraft in neuer Weise wirken, auch wenn es nicht mehr
die Energie eines Kriegsgottes ist. Auf uns angewandt heißt dies,
daß wir uns zwar begeistern lassen und neuen Ideen gegenüber
offen sein können, aber dabei selbstreflektierend, den eigenen Zielen
gemäß handeln sollten. Odin reißt nur den unbewußten
Menschen mit sich fort, während er dem bewußten Individuum seine
kraftvollen Energien zur Verfügung stellen kann. Unter solchen Umständen
ist er keine alles hinwegreißende und zerstörerisch-kreigerische
Gottheit sondern eine Energieform, die den integrativen Prozessen im Menschen
dient. Dazu bedarf es einer Kontrolle der Kräfte Thors, die sich in
den Affekten bemerkbar machen. Dazu gehört außerdem die schöpferische
Intelligenz Lokis, die gesammelte Intelligenz Hönirs und die Verläßlichkeit
und Treue Heimdalls. Wenn dies schließlich alles auf der Basis einer
liebenden Beziehung geschehen kann, wie es durch die Kräfte Freyas
möglich ist, sind die besten Voraussetzungen für integrative
Prozesse gegeben. Doch allem Anschein nach lieben wir es mehr, uns in den
Leistungen der großen deutschen "Dichter und Denker" zu sonnen, als
etwas zu diesen Vorgaben hinzuzufügen.
|
dort kann man mehr über
Asatru erfahren: